Silja Zissler - Interior Design Innenarchitektur für das wahre Leben

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Ob Neubau oder Umbau – wie viel Steckdosen sind sinnvoll?

Samstag, 30. November 2019

Mit dieser Frage wird nicht nur der Elektriker konfrontiert, sondern diese Frage ist auch Bestandteil der Arbeit eines Innenarchitekten.

Denn wenn man an die Planung für eine Wohnung, Haus oder Gewerbeobjekt geht, dann sollte man sich ausreichend Gedanken über die elektrische Verkabelung, den Auslass für Lichtobjekte, aber im Besonderen auch die Anzahl und Position von Steckdosen machen.


Heutzutage sind 5,4 Steckdosen durchschnittlich in einem deutschen Wohnzimmer installiert. Das ist meist zu wenig, um alle Geräte anzuschließen, die heutzutage bei den Menschen zum Einsatz kommen. In Zeiten von Tablets, Handys, iWatchs, ... – alle Geräte werden heutzutage „Smart“.  Aktuell sehe ich oft bei meinen Kunden den Einsatz von massenhaft Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen, die aber das grundsätzliche Problem nicht lösen. 


Dazu kommt, dass vor allem bewegliche Steckdosenleisten dazu verführen, Elektrogeräte ungeachtet ihrerLeistung einzustecken. Das kann zu einer hohenÜberlastung der Steckdosenleiste oder desStromkreises führen, was wiederum in extremenFällen einen Brand verursachen kann.


Aber wie viel ist ausreichend? - gerade mit Blick auf heutige Umbauten und Neubauten? Wie viele Steckdosen und Stromkreise sollte man einplanen, um zukunftssicher zu sein?


Meine Faustregel für die Installation von Steckdosen: „Lieber zu viel, als zu wenig!“, aber natürlich darf die Optik der Räume dabei nicht drunter leiden. Selbst heute ist es oft noch so, dass bei einer Standardausstattung eines Hauses oder einer Wohnung viel zu wenig Steckdosen eingeplant werden. Im Grunde kann es aber in einem Wohnraum nie zu viele Steckdosen geben. Denn viel größer ist der Ärger, wenn später Steckdosen fehlen.

Zur optimalen Planung von Steckdosen dient am besten eine Kopie des Grundrisses vom Haus oder Wohnung als Vorlage. Optimal ist, wenn man sich schon Gedanken über die mögliche Einrichtung gemacht hat, bei der der Innenarchitekt natürlich mit Rat und Tat zur Seite steht. Denn der Verwendungszweck der Zimmer und die Möblierung ist die Grundlage für die Anordnung von Steckdosen. 


Aber bei der Planung sollte man auch gewisse Weitsicht an den Tag legen. Denn was heute „gut“ ist kann sich morgen ggf. verändern. Daher gilt es ebenfalls mögliche Nutzungsänderungen der Räume bei der initialen Elektroplanung zu berücksichtigen. Den nach einigen Jahren wird oft, um ein neues Wohnambiente zu erhalten, beispielsweise im Wohnzimmer die Platzierung des Sofas verändert und dann sind die TV-Anschlüsse und Steckdosen nicht mehr richtig platziert.

Natürlich ist auch die Ausstattung von Häusern und Wohnungen mit Steckdosen in Deutschland geregelt. Es gibt verbindliche technische Vorgaben für neue und modernisierte Elektroinstallationen. Die Mindestausstattung eines Hauses ist in den Normen DIN 18015-2 und -4 beschrieben. „Die Richtlinie RAL-RG 678 enthält darüber hinausgehende Festlegungen für Standardausstattung und Komfortausstattung“. Bauherren, die keine professionelle Unterstützung nutzen wollen können diese als Planungshilfe zur Überprüfung des Bauplanes nutzen. Oder für Sanierer, die sich orientieren wollen, wie viel mehr Steckdosen und Stromkreise sie benötigen. Aber auch Beleuchtungs- und Kommunikationsanschlüsse werden darin aufgelistet.

Festgehalten sind verschiedene Ausstattungswerte - 1, 2 oder 3. Zum Beispiel für die Küche sieht die Mindestausstattung der Stufe 1 fünf allgemeine Steckdosen sowie diverse andere Anschlüsse vorgesehen. Für Stufe 3, die Komfortausstattung, sind es unter anderem schon zwölf allgemeine Steckdosen.


Auch wenn es diese Richtlinie gibt, so lange man den vorgegebenen Mindeststandard einhält, kann man seine Steckdosen völlig individuell planen!


Zur Bestandsanalyse:

Für mich steht die Bestandsanalyse an erster Stelle. „Dazu müssen die heutigen und künftigen Bedürfnisse der Kunden genau erfasst werden.“ Das ist eine Aufgabe mit vielen Unbekannten, denn heute kann niemand genau voraussagen, wie sich die Technologie in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird und richtet sich für mich nicht anhand einer Richtlinie für mindest Standards aus.

Was man im Kopf durchspielen sollte: Mit der Entwicklung zum Smart Home wird der Bedarf an Steckdosen, Schaltern und Stromkreisen wohl noch steigen. Ein weiterer Tipp lautet daher: „Wer ganz sichergehen will, sollte Leerrohre einplanen, in die sich später unkompliziert weitere Kabel verlegen lassen.“


Verschiedene Stromkreise und Überspannungsschutz nicht vergessen

Vor allem in der Küche sollten genügend Stromkreise vorgesehen werden. In Haushalten werden immer mehr Elektrogeräte mit hohen Anschlussleistungen eingesetzt und dies führt zu einem hohen Verbrauch und damit steigender Belastung der Stromkreise. Denken Sie auch anFI-Schutzschalter für relevante Stromkreise sowie an die einzelnen Absicherungen.

Ich rate daher immerzu zwei Stromkreise pro Raum – einen für Licht und einen für die Steckdosen. Damit kann man die Steckdosen zum Beispiel per “Gute-Nacht-Taster” einfach vom Netz trennen und so Verbraucher abschalten.

Außerdem sollte ein Überspannungsschutz vorgesehen werden. Dieser ist im privaten Wohnungsbau inzwischen Pflicht. Witterungs- oder anlagenbedingte Netzausfälle oder Überbelastungen sind zwar selten, kommen aber durchaus vor. Überspannungsschäden können nicht nur elektronische Geräte außer Gefecht setzen, sondern Kurzschlüsse auslösen und zu Bränden im Haus führen.


In Altbauten wird Sanierung zur Neuinstallation

Im Altbau kommen bei einem Umbau ähnliche Überlegungen zum Tragen, aber hier fehlt noch mehr: etwa in vielen Gebäuden der Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schalter). Er schützt vor gefährlichen Stromschlägen. „Viele Elektroleitungen sind nicht nur zu gering dimensioniert, sondern auch marode und damit unsicher.

Es kann also in Altbauten durchaus nötig sein, dass eine Sanierung quasi zur Neuinstallation wird. „Hausanschluss, Verteiler und Unterverteiler sollten dann auf den aktuellen Standard aufgerüstet und, wenn nötig, komplett erneuert werden.“

Zu wenig Steckdosen und Schalter, können die Freude am ersten Eigenheim eindämmen. Vorrauschauend planen ist die Devise. Natürlich kann zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden, doch jede zusätzliche Steckdose verursacht Extrakosten. Löcher müssen gestemmt, Kabel eingezogen und das Verspachteln darf nicht vergessen werden. Beim Neubau, ist die Planung die eigentliche Kunst, denn das Motto lautet: soviel wie nötig, so wenig wie möglich.


Ausgehend von der Standardausstattung, empfiehlt sich folgende Anzahl von Steckdosen:


Wohnzimmer über 20m²: 20 + 4 Steckdosen

Im Wohnzimmer sollten ausreichend Steckdosen eingeplant für Fernseher, Musikanlage, Lampen und andere elektronische Geräte. Man sollte daran denken, dass der Fernseher immer woanders hingestellt werden kann, falls man sich später für eine andere Einrichtung entscheidet.


Küche: 10 + 5 Steckdosen

Backofen, Geschirrspüler, Mikrowelle, Kühlschrank und Herd sowie zahlreiche Steckdosen für Haushaltsgeräte und Arbeitssteckdosen. Die Arbeitssteckdosen sollten so verteilt werden, dass überall an der Arbeitsfläche Steckdosen vorhanden sind.


Kinderzimmer: 8 + 3 Steckdosen

Im Kinderzimmer sollte man relativ flexibel planen, da die Kinder irgendwann aus dem Haus sind. Hier kann es hilfreich sein, zu wissen, dass später möglicherweise ein Gästezimmer entsteht.


Bad: 2 + 2 Steckdosen

Im Bad sieht man lediglich zwei Steckdosen links und rechts vom Spiegel vor. Diese sind für den Anschluss eines Föhns oder eines Rasierapparates gedacht. Zwei weitere in Bodenhöhe. Zu beachten ist hier, dass keine Steckdose im Spritzwasserbereich installiert werden darf.


Flur oder Diele: 3 + 2 Steckdosen

Im Flur sind Steckdosen wichtig für den Staubsauger oder auch zum Aufladen elektronischer Geräte wie Mobiltelefone.


Hauswirtschaftsraum: 8 Steckdosen

Im Hauswirtschaftsraum sollten ausreichend Steckdosen für unterschiedliche Tätigkeiten und Arbeitsbereiche eingeplant werden. Aber auch Waschmaschine und Trockner benötigen eine Steckdose.


Arbeitszimmer: 8 + 2 Steckdosen

Im Arbeitszimmer benötigt man zahlreiche Steckdosen für Computer, Drucker, Scanner und andere technische oder elektronische Geräte. Auch im Arbeitszimmer sind vielleicht später noch Veränderungen geplant. Aus diesem Grund sollte man hier möglichst flexibel planen.


Außenbereich: 7 + 1 Steckdose

Für Balkon, Terrasse oder Loggia können neben den elektrischen Gartengeräten auch ein Kühlschrank, Radiogerät, Akkuladegeräte oder auch mal ein TV-Gerät im Outdoor-Bereich angeschlossen werden. Auch ein Elektrogrill gehört sicherlich beim dem ein oder anderen zur sommerlichen Grundausstattung und sollte mit bedacht werden.


Sonderausstattungen Garage, Werkstatt oder Sauna

In der Garage, der Hobbywerkstatt oder im Keller kommen häufig Geräte zum Einsatz, die eine größere Spannung benötigen. Daher ist hier die Installation einer Dreiphasen-Wechselstrom-Steckdose (400 Volt Kraftstrom) sinnvoll. Auch für eine Sauna muss ein Anschluss mit einer höheren Spannung eingeplant werden. In der Garage sollte man ausreichend Steckdosen für den Anschluss von Gartengeräten oder einen Kompressor zum Aufpumpen der Reifen einplanen.



Während die DIN 18015-2 „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 2: Art und Umfang der Mindestausstattung“ sowie die DIN 18015-4 „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 4: Gebäudesystemtechnik“ die Mindestanforderungen an Steckdosen festlegt, legt die Richtlinie RAL-RG 678 des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung die Standardausstattung und Komfortausstattung fest.


Laut RAL-RG 678 hängen die Steckdosenanzahl und der Anteil von Leuchten- und Kommunikationsanschlüssen von der Raumgröße und dem so genannten Ausstattungswert ab.

Je höher der Ausstattungswert, umso höher die Steckdosenanzahl! Dieser richtet sich maßgeblich nach den eigenen Komfortansprüchen. Der Ausstattungswert 1 enthält somit nur den Mindestumfang an Steckdosen, während sich beim Ausstattungswert 3 (ohne plus) die Anzahl der Steckdosen im Verhältnis zum Ausstattungswert 1 um mehr als das Doppelte erhöht.

Silja Zissler - Interior Design
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